Eine kurze Geschichte von den Babouches

Viele meiner Waren habe ich während meines letzten Marokko-Trips entdeckt. Während meiner Reisen durch das Land im März 2017 wurde ich von meiner Großmutter begleitet, die für mich von Deutsch auf Marokkanisch übersetzte – bei den örtlichen Manufakturen kam ich mit Englisch nicht weit und mein Marokkanisch reichte leider nicht aus, um mit den Schustern und Korbflechterinnen zu verhandeln… streng genommen reicht es gerade mal aus, um einen Pfefferminz-Tee zu bestellen. Wie wir so durchs Land zogen, meine Großmutter und ich, von Markt zu Markt und Manufaktur zu Manufaktur, das war ein lustiger Anblick für die Einheimischen – das Babouches-Business ist nämlich fest in der Hand der marokkanischen Männer.

Einer dieser Männer wusste dabei Spannendes zu berichten. Ich war nämlich nicht nur auf der Suche nach schönen Modellen und anderen feinen Alltagsgegenständen, ich suchte auch nach der Geschichte der Babouches. Wo kommt dieser besondere Schuh eigentlich her? Wer hat ihn erfunden? So fragte ich die Händler und Hersteller stets auch nach Hintergrundinformationen, bzw. lies meine Großmutter danach fragen, aber alle zuckten bloß mit ihren Schultern. Doch dann gerieten wir an einen älteren Herrn mit grauem Bart und tiefen Falten im sonnengegerbtem Gesicht, der schmunzelnd zu einer kleinen Gesichte ansetzte:

Er meinte, dass es viele hundert Jahre her sei, dass die Propheten (die ich mir dabei auch mit weißem Bart und braunem Gesicht vorstellte), durch die heißen Wüsten des Orients gezogen seien, um ihre Weisheiten zu verbreiten. Das sei sehr mühsam gewesen. Zwischen den kleinen Dörfern, in denen sie ihr wissbegieriges Publikum fanden, erstreckten sich viele Kilometer trockener Trampelpfade, am Wegesrand nur Sträucher und Gestrüpp und ab und an Feigenbäume, unter denen sie Rast machen konnten (offenbar zogen sie als Gruppe umher!?). Der Älteste der Propheten nutzte diese seltenen Gelegenheiten immer, um seine rauen, geschundenen Füße zu versorgen. Als sie eines Tages in ein Dorf kamen, sah dieser Prophet einen Bauern Leder gerben. Er sagte zu dem Mann: „Ach, wenn die Wege nur so weich und zart wären, wie das Leder Ihrer Ziegen…“ Der Bauer nahm daraufhin das Leder und wickelte es dem Propheten um die verletzten Füße. So erfand dieser Bauer die Babouches als Fußbekleidung für die Propheten.